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Der phänologische Kalender – Ein natürlicher Rhythmus für Pflanzen und Mensch

Autorenbild: Astrid HasselmannAstrid Hasselmann

Eine Person arrangiert gesammelte Wildkräuter in einem großen Korb auf einem rustikalen Holztisch. Frische Kräuter wie Schafgarbe und Kamille liegen zwischen bunten Blüten, während das sanfte Sonnenlicht die Szene in einer malerischen Frühlingslandschaft erhellt

Wusstest du, dass sich die Natur nicht an unseren festen Kalender hält? Während wir offiziell vier Jahreszeiten kennen, folgt die Pflanzenwelt einem feineren, natürlichen Rhythmus: dem phänologischen Kalender. Dieser orientiert sich an biologischen Phasen – zum Beispiel dem ersten Blattaustrieb, der Blüte oder Fruchtreife verschiedener Pflanzen. Lass uns gemeinsam entdecken, wie die Natur ihren eigenen Takt vorgibt und wie du ihn für dich nutzen kannst.


Was ist der phänologische Kalender?

Der phänologische Kalender unterteilt das Jahr nicht in die klassischen vier Jahreszeiten, sondern in zehn sogenannte phänologische Jahreszeiten. Diese richten sich nach charakteristischen Entwicklungsstadien bestimmter Pflanzen. Während der Winter in unseren Köpfen oft mit dem 21. Dezember beginnt, markiert in der Natur beispielsweise die Blüte der Haselsträucher den eigentlichen Beginn des Vorfrühlings


Ein spannender Aspekt: Die phänologischen Jahreszeiten sind nicht gleich lang, da sie stark von Witterung und geografischer Lage abhängen. Während der Hochsommer in manchen Jahren wochenlang anhalten kann, kann er in anderen Jahren schnell in den Spätsommer übergehen. So dauert der Frühling manchmal gefühlt ewig – und ein heißer Sommer geht ruckzuck vorbei.


Die 10 phänologischen Jahreszeiten auf einen Blick:


  1. Vorfrühling – Schneeglöckchen blühen, Haselsträucher treiben aus.

  2. Erstfrühling – Forsythien stehen in Blüte, die Lärche beginnt zu grünen.

  3. Vollfrühling – Apfel- und Kirschbäume entfalten ihre Blüten.

  4. Frühsommer – Holunder blüht, Wiesen sind voller blühender Gräser.

  5. Hochsommer – Sommerblumen und Getreide reifen heran.

  6. Spätsommer – Heidekraut blüht, erste Früchte reifen.

  7. Frühherbst – Rosskastanien fallen von den Bäumen.

  8. Vollherbst – Die Blätter färben sich, Weinlese beginnt.

  9. Spätherbst – Letzte Blätter fallen, Nebel dominiert das Wetter.

  10. Winter – Die Natur ruht, erste Fröste treten auf.


Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den phänologischen Kalender


Durch den Klimawandel erleben wir, dass sich der Beginn der phänologischen Jahreszeiten immer weiter nach vorne verschiebt. Studien zeigen, dass der Vorfrühling heutzutage oft schon zwei bis drei Wochen früher beginnt als noch vor einigen Jahrzehnten. Haselsträucher blühen oft schon im Januar, und die Apfelblüte kann sich nach vorne verschieben.

Das bedeutet für uns nicht nur, dass wir früher mit dem Wachstum von Pflanzen rechnen müssen, sondern auch, dass einige traditionelle Ernte- und Pflanzzeiten nicht mehr mit dem gewohnten Kalender übereinstimmen.


Ein geflochtener Korb voller frisch geernteter Wildkräuter steht inmitten einer blühenden Frühlingswiese. Die Sonnenstrahlen tauchen die Szene in ein warmes, goldenes Licht, während im Hintergrund saftiges Grün und bunte Blumen zu sehen sind

Im Einklang mit der Natur leben

Sich nach dem phänologischen Kalender zu richten, hilft nicht nur beim Gärtnern oder Sammeln von Wildkräutern, sondern fördert auch eine tiefere Verbindung zur Natur. Viele Pflanzen haben nur ein kurzes Zeitfenster, in dem sie die höchste Konzentration an wertvollen Inhaltsstoffen bieten – und wer den richtigen Moment kennt, kann diese optimal nutzen.

Ein gutes Beispiel dafür sind Baumknospen – die jungen Triebe von Fichte und Linde enthalten in den ersten Tagen nach dem Austreiben besonders viele ätherische Öle, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe. Wer hier nicht achtsam ist, verpasst das kurze Erntefenster, in dem die Knospen am wirkungsvollsten sind. Ähnlich verhält es sich mit Frühlingskräutern wie Brennnessel oder Bärlauch, die im frühen Wachstum die meisten Nährstoffe enthalten und später an Intensität verlieren.

Der phänologische Kalender hilft dir dabei, den perfekten Zeitpunkt zum Sammeln zu erkennen – sei es, wenn die ersten Triebe erscheinen oder die Blüte beginnt. So kannst du Heilpflanzen genau dann ernten, wenn sie ihr volles Potenzial entfalten.

In den kommenden Beiträgen dieser Serie erklären wir dir, welche Pflanzen in den einzelnen Jahreszeiten eine besondere Rolle spielen, wie du sie erkennen und nutzen kannst – sei es für Heilzwecke, kulinarische Highlights oder DIY-Projekte.

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