Zwischen Welten & Wurzeln: Der Holunder in Mythologie & Sage
- Astrid Hasselmann
- 10. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juni

Kaum eine Pflanze ist so tief in unserem kulturellen Gedächtnis verwurzelt wie der Holunder. Seit Jahrhunderten ranken sich Mythen, Legenden und Überlieferungen um den sagenumwobenen Busch, der an Wegesrändern, in Bauerngärten und am Waldrand gedeiht. Doch er ist mehr als ein einfaches Gehölz – der Holunder gilt als Tor zwischen den Welten, als heiliger Baum, als Schutzspender und als Wohnsitz von Göttinnen.
Holunder in alten Kulturen
Bereits in der Bibel wird dem Holunder eine besondere Bedeutung beigemessen: Die Wiege Jesu soll aus seinem Holz gefertigt worden sein, ebenso wie das Kreuz, an dem Christus starb. Doch seine magische Bedeutung reicht weit darüber hinaus.
In der nordischen Mythologie ist der Holunder der schützende Baum der Göttin Freya. Als Verkörperung von Liebe, Fruchtbarkeit und Frühling wurde ihr Wohnsitz häufig mit einem Holunderbusch in Verbindung gebracht.
In der germanischen Tradition war der Holunder der Lieblingsbaum der Göttin Holda (Frau Holle). Ihr wurde unter dem Holunder geopfert – mit Brot, Milch oder Bier, um Schutz und Fruchtbarkeit zu erbitten. Der Busch galt als heilig und durfte nicht ohne Erlaubnis geschnitten werden.

Baum der Heilkraft & der Schwelle
Viele Kulturen sahen im Holunder eine Verbindung zwischen Leben und Tod:
Ein Holunderzweig auf einem Grab soll anzeigen, dass die Seele des Verstorbenen Frieden gefunden hat.
Bei den Kelten war er ein Baum der Unendlichkeit und schloss als 13. Baum den druidischen Jahreskreis.
In manchen Legenden galt er als Zugang zur Unterwelt und wurde daher mit besonderem Respekt behandelt.
Zugleich wurde der Holunder als Schutzbaum für Haus und Hof verehrt: Er sollte vor Feuer, Krankheit, bösen Geistern und dunklen Mächten bewahren. Seine weißen Blüten und dunklen Beeren stehen symbolisch für den Zyklus von Leben und Tod, von Licht und Schatten.
Vom Heiligen zum Symbol der Verwandlung
Im Zuge der Christianisierung wurde der Holunder nicht verdrängt, sondern umgedeutet. Die Figur der Frau Holle wurde in Sankt Nikolaus überführt, der einen Holunderzweig als Rute trug – einst ein Zeichen von Segen und Schutz, später als Symbol der Mahnung.
So bleibt der Holunder bis heute ein mythisches Bindeglied zwischen Altem und Neuem, zwischen Diesseits und Jenseits. Wer ihm begegnet, spürt vielleicht noch immer den Hauch von Magie, der ihn umgibt.
Nächste Woche erfährst du mehr über die kraftvollen Inhaltsstoffe und Wirkungen des Holunders – bleibt gespannt :).
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